„Eine Gesellschaft verroht viel mehr durch die gewohnheitsmäßige Anwendung von Strafen als durch das gelegentliche Vorkommen von Verbrechen.“
Es ist leicht, sich eine Welt ohne Atomtransporte und Nazis vorzustellen, aber in einer Welt ohne Knäste und Strafe – so glauben viele – brechen Chaos und Lynchjustiz aus. Die Vorstellung, dass Knäste uns vor den schweren Gewaltverbrecher*innen beschützen, ist gesellschaftlich – und sogar teilweise immer noch innerhalb der linksradikalen Szene/Bewegung – anerkannt.
So ganz geht dieses Konzept von Schutz durch Strafe aber nicht auf: und dafür ist Julia Pie ein gutes Beispiel. Die Aktivistin saß im Februar 2018 im Knast, weil sie sich weigerte, für den Tortenwurf auf Beatrix von Storch im November 2016 eine Geldstrafe zu zahlen. In ihrem Vortrag möchte sie mit den bekannten Knast-Mythen aufräumen und Fragen, welche viele von uns beschäftigen, beantworten.
Wie sieht der Alltag hinter Gittern aus? Wozu dienen Knäste und Strafe wirklich? Warum gehören auch Nazis und Mörder*innen nicht hinter Gitter? Welche Widerstandsmöglichkeiten gibt es innerhalb und außerhalb der Mauern? Wie könnte eine Gesellschaft ohne Knäste aussehen?
Ergänzt wird der Vortrag durch Ausschnitte aus Knasttagebüchern, praktischen Tipps für zukünftige Gefangene und Raum für Diskussionen.
Außerdem wird sich die Soligruppe Berlin der GG/BO vorstellen und darstellen, wie sich in den letzten vier Jahren eine Organisation innerhalb der Knäste aufgebaut hat, welche sich selbstorganisiert und kollektiv gegen die anstaltsinterne Repression, die Arbeits- und Lebensbedingungen und manchmal auch generell gegen Knäste wehrt.
Siehe auch: Interview mit Julia Pie, Julias Knast-Tagebuch und Infos zur GG/BO.