Folgende Worte haben uns Gefangene aus dem Knast Reinickendorf zukommen lassen und auch der Anstaltsleitung, dem Justizsenator und dem Gesundheitsamt geschickt.
„Wir möchten Sie davon in Kenntnis setzen, dass seit dem 28.11.2019 der TALin bekannt ist, dass das Problem der Bettwanzenplage sich nunmehr im Altbau von der Station 5 über die Station 4 bis hin zum EG (Mutterstation) ausgebreitet hat.
Mittlerweile leben die Frauen in Angst, dass auch das Frontgebäude befallen werden könnte, da der Schädlingsbefall im April 2019 erstmalig seit Jahren wieder in der JVA Reinickendorf auftrat. Das Problem wiederholte sich im Juni 2019 mit der Konsequenz, dass die Station 5 komplett geschlossen wurde, um sich nun im November erneut zu zeigen. Bis heute war es der Anstaltsleiterin nicht möglich, dieses Problem, dass kein neues für Einrichtungen mit häufig wechselnden Bewohnern ist, in den Griff zu bekommen.
Die von Insassen gesichteten Bettwanzen im Hausflur, der zu den recht aktiv genutzten Gruppenräumen und diese unmittelbar in das Frontgebäude führen, wird keine Beachtung geschenkt. So ist nicht auszuschließen, dass über entsprechendes Schuhwerk, die Schädlinge weitergetragen werden.
Für die Freigängerinnen und Kontingentnutzer ergibt sich zudem ein weitergelagertes Problem, denn es besteht hier die Gefahr, dass die Bettwanzen mit in die Privathaushalte getragen werden. Wir weisen deshalb vorsorglich darauf hin, dass die dadurch entstehenden Kosten, sowie die materiellen und physischen Schäden von den jeweiligen Betroffenen an die JVA weitergereicht werden, denn in erschreckender Weise hat die JVA Reinickendorf außer der Umsiedlung der Frauen in das Frontgebäude und dem Waschen der Kleidung der Frauen, keinerlei weitere Maßnahmen getroffen. (…)
Wir bitten daher um schnellstmögliche Abhilfe des Bettwanzenproblems. Sollte dies nicht möglich sein, wurde von einigen Anwälten bereits die Möglichkeit eines zügigen Antrags auf gerichtliche Entscheidung für Urlaub aus der Haft bis die JVA Leitung das Problem gelöst hat, vorgeschlagen.“
Als Soligruppe erwarten wir nicht, dass irgendwelche Staatsdiener im Interesse der Gefangenen handeln werden, ebenso scheint uns die Forderung nach „Hafturlaub“ in Anbetracht der Tatsache, dass die Frauen danach weiterhin verwahrt, isoliert, massiv ausgebeutet und unter medizinisch wie hygenisch schlechten Bedingungen leben müssen, unangemessen. Allerdings verstehen wir das dringende Bedürfnis, den von beißenden Tierchen befallenen Knast so schnell wie möglich zu verlassen und rufen daher dazu auf, die Frauen zu unterstützen! Der oben geschriebene Brief wurde an die Anstaltsleitung Frau Dr. Bardarsky, dem Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und dem Gesundheitsamt geschickt. Sie alle haben Adressen und Gesichter und sitzen in irgendwelchen Büros und Gebäuden rum. Macht was draus!