Zur Erinnerung: im Juli 2018 erfuhren wir von gefangenen Frauen aus der JVA Reinickendorf, welche Unternehmen unter anderem im Knast produzieren lassen: MYKITA, frilu, X-PRESS, Gallery Print und Paprcuts. Das letzte Unternehmen warb sogar auf der Homepage mit ihrer Produktion im Knast und in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, denn „Regionales Wirtschaften funktioniert einfach besser als miese Arbeitsbedingungen in Drittländern“.
Wir kontaktierten die Unternehmen postalisch, weil wir zu einem Dialog mit ihnen bereit waren. Die meisten Unternehmen allerdings nicht. Zunächst noch vortäuschend, dass sich Mitarbeiter*innen von Paprcuts angeblich mit uns treffen wollen um unsere Meinung über ihre Ausbeutung zu hören, wurde nach mehrmaligen Anrufen und Mails unsererseits und keinen Antworten ihrerseits klar, dass sie keinen Kontakt zu uns aufnehmen werden. Den Verlauf mit dem Unternehmen machten wir öffentlich.
Unter anderem die taz berichtete nach unserer Veröffentlichung über die Ausbeutung der Gefangenen durch Paprcuts, andere Zeitungen kontaktierten das Unternehmen ebenfalls. Sie erfuhren, genauso wie wir, keine Antwort.
Während Paprcuts also über die Ausbeutung schwieg und sich damit der Verantwortung entziehen wollte, wurden Aktivist*innen außerhalb der Anstaltstore offensichtlich wütend. Das Unternehmen wurde zweimal angegriffen.
Nun erfuhren wir von Gefangenen, dass Paprcuts die Knastarbeit beendet hat.
Natürlich können wir nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob Paprcuts aufgrund des zunehmenden Drucks die Knastarbeit aufgab, oder ob sie einfach andere unterdrückerische Methoden gefunden haben, welche gerade noch im Dunkeln bleiben, um ihren Profit weiter zu steigern. Vorsichtig wollen wir an dieser Stelle aber von einem ersten Erfolg sprechen.
Nachdem wir veröffentlichten, dass Paprcuts im Knast produzieren lässt, erstellte das Unternehmen kurzerhand zufällig eine neue Homepage – die alte Werbung der Knastarbeit auf einmal nicht mehr vorhanden. Wir sind uns sicher, dass sie diese nicht mehr aufgrund des öffentlichen Drucks nutzen.
Folglich denken wir auch, dass unsere Veröffentlichung (welche ohne die gefangenen Frauen nicht zustande gekommen wäre!), die mediale Aufmerksamkeit und der militante Widerstand dazu führten, dass Paprcuts die Ausbeutung der Gefangenen aufgab. Linksradikale Basisarbeit, Benennung von Verantwortlichen der Ausbeutung und Unterdrückung, Verbreitung der Inhalte und Perspektiven in Verbindung mit militanten Widerstand haben also vermutlich etwas gebracht. Danke an alle, die sich für die gefangenen Frauen eingesetzt haben! Der Kampf ist aber noch nicht vorbei. Es gibt noch viele weitere Knastprofiteur*innen, welche in die Verantwortung gezogen werden müssen.