Wer ist die Soligruppe Berlin?
Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen, welche den Knast ablehnen und auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, gegen ihn zu kämpfen.
Wir sehen den Knast nicht losgelöst von den Verhältnissen „draußen“, sondern als ein fundamentales Element von Staat und Kapitalismus. Mehr dazu aber in unserem Anti-Knast Text.
Wenn wir uns gegen Staat und Kapital wehren wollen, ist es für uns nur logisch, auch gegen Knäste zu kämpfen. Allerdings ist es nicht so einfach, sich jeden Tag aufs Neue gegen eine Institution zu wehren, welche durch Kameras und Gesetzeshüter*innen überwacht und durch eine Mauer und Stacheldraht von uns hier „draußen“ getrennt wird. Ebenfalls ist es nicht unser Anliegen, uns ausschließlich als (derzeitig) nicht Betroffene der Gefangenenschaft im Knast gegen dieses Konstrukt zu wehren.
So wie die Mieter*innen bei einem stadtpolitischen Kampf notwendig sind, so sind es gleichermaßen die Gefangenen innerhalb einer Anti-Knast Bewegung.
Eine Bewegung hinter den Mauern, welche den Knast gänzlich ablehnt, ist aber nicht leicht zu finden.
Allerdings gibt es eine andere Organisation, welche sich innerhalb der Knäste gegen die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen wehrt: die Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation.
Uns als Soligruppe ist der (für uns eigentlich abzulehnende) reformistische Ansatz der GG/BO durchaus bewusst. Allerdings sehen wir die Kernforderungen der gefangenen Gewerkschaftler*innen (Mindestlohn für alle arbeitenden Gefangenen und Einbezug in die Rentenversicherung für alle Gefangenen) als Minimalziele und dadurch auch als ein Sprungbrett, mit welchem weitergehende Kämpfe geführt werden können.
Denn: für uns ist jeder Kampf gegen Ausbeutung, Repression und Unterdrückung ein erster Schritt, um sich gegen die herrschende Ordnung zu wehren. Um aber tatsächlich Kräfteverhältnisse zu verschieben und die herrschende Ordnung zu zerstören, bedarf es nicht nur einen, sondern mehrerer Schritte. Diese wollen wir zusammen mit den Gefangenen gehen.
Mit diesem Ansatz versuchen wir, die schon bestehende Struktur der GG/BO von hier draußen zu unterstützen, weiter auszubauen und natürlich auch unsere eigenen Vorstellungen und Ziele mit einzubringen.
Konkret und kurz: Wir positionieren uns eindeutig gegen Knast und gegen jede Form von Herrschaft, Repression und Unterdrückung. Und genau deswegen sind wir auch bereit, Gefangene bei ihren Kämpfen zu unterstützen: weil dies die Basis sein kann, eine aktive Bewegung von innen heraus zu schaffen, welche sich gegen die Verhältnisse (drinnen) wehrt.
Was macht die Soligruppe Berlin?
Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, Gefangene bei ihren Kämpfen zu unterstützen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf Mitglieder der GG/BO, weil innerhalb dieser Organisation etwa 1000 Gefangene organisiert sind. Der Zugang zu Gefangenen gestaltet sich dementsprechend einfacher, weil es innerhalb der Knäste schon eine Struktur gibt, mit welcher wir uns wiederum vernetzen können. Wir haben uns außerdem für eine enge Unterstützungs- und Zusammenarbeit mit der GG/BO entschieden, weil die Organisation vor allem dazu dient, Spaltungslinien hinter Gittern zu überwinden und sich in dem Zusammenhang gegen jede Form von Unterdrückung, sei es zum Beispiel durch Rassismus oder Sexismus, stellt.
Die Gefangenen innerhalb dieser Organisation kämpfen also gemeinsam, nicht vereinzelt und beziehen gleichzeitig eine klare Haltung gegen unterschiedlichste Unterdrückungsformen. Dieses Selbstverständnis der GG/BO finden wir absolut unterstützenswert.
Mit den gefangenen Gewerkschaftler*innen versuchen wir postalisch, telefonisch und durch Besuche Kontakt zu halten. Das läuft mal gut, mal weniger gut. Zum einen scheitert dieser Kontakt manchmal an den Knästen, die zum Beispiel Briefverkehr unterbinden. Zum anderen müssen wir aber auch immer wieder erfahren, dass Gefangene den Kontakt abbrechen, weil sie Angst vor Repression seitens der Bediensteten haben.
Wenn wir mit Gefangenen schreiben, tauschen wir uns über die aktuelle Situation in den Knästen aus, um uns anschließend gemeinsam gegen die Zustände zu wehren.
Wir, die Soligruppe, stellen dabei lediglich das Sprachrohr der Gefangenen dar. Sie sind die Takt- und Stichwortgeber*innen, sie entscheiden wogegen sie sich wehren wollen. Wir als Unterstützer*innen draußen versuchen dann die Forderungen oder Proteste der Gefangenen öffentlich zu machen.
Dabei bedienen wir uns einem breiten Medienspektrum: von linken Medien, über lokale/regionale Presse bis hin zu kommerziellen Zeitschriften und Fernsehsendern. Die Belange der Gefangenen sollen, so weit es geht, an die breite Öffentlichkeit getragen werden – denn seien wir ehrlich: es interessiert wirklich wenige, was in den Knästen der BRD passiert.
Zum Anderen ist es uns ebenfalls wichtig, uns nicht nur gegen die Zustände hinter Gittern, sondern gegen Knäste generell zu wehren. Deswegen sind wir nicht nur (wenn auch hauptsächlich) Sprachrohr der GG/BO, sondern begreifen uns auch als eigenständige Gruppe, welche den Knästen weltweit den Kampf ansagen will.
Für einige mag sich unser Konzept, also eine Bewegung zu unterstützen, welche zunächst reformistische Ziele verfolgt, und gleichzeitig als Soligruppe konfrontativere Forderungen, nämlich die Abschaffung aller Knäste, zu stellen, sehr widersprüchlich anhören. Keine Frage – widerspruchsfrei ist unsere Arbeit nicht. Wir sind auf jeden Fall bereit, darüber zu diskutieren und im Austausch zu kommen. Falls ihr also Fragen an uns habt, schreibt uns gerne.