Zustände in Tegel: staatlich anerkannte Drogendealerei, Strafen und Strafanzeigen nach minimalen Protest, totale Isolation durch Besuchsverweigerung

In nahezu allen Knästen in der BRD ist die medizinische Verosrgung miserabel, so auch in der JVA Tegel. Hier wird kein Hehl daraus gemacht, mit Medikamenten zu jonglieren, als wären Gefangene in einem Supermarkt, in dem die Lieblingssüßigkeiten ausverkauft sind und man sich deswegen einfach andere mitnimmt. Wenn Gefangene diesen Zustand nicht einfach widerstandslos hinnehmen wollen, ist der Knast Tegel schnell darin, mit der Repressionkeule um sich zu schwingen. Der folgende Bericht zeigt wieder einmal auf, dass selbst das kleinste Aufmucken von Gefangenen, welches nicht nur berechtigt, sondern absolut notwendig ist, vom Knast massiv erschlagen werden soll. Dass die massive Unterdrückung von Gefangenen System hat, erleben dabei auch Angehörige…

Während der Nachmittagsmedikation im „Behandlungsvollzug“ der Teilanstalts II  wollte ein Gefangener seine Tabletten von der sogenannten „Arztgeschäftsstelle“ abholen. Schon die Tatsache, dass die Medikamentenausgabe in Tegel ein „Geschäft“ darstellt, dieser Ort also auch besser „Drogendealerei mit ärztlich anerkannten Stempel“ genannt werden könnte, lässt erahnen, was sich hier an einer Tür mit Ausgabeklappe, hinter der Justizangestellte sitzen, abspielen muss.  In diesem, wie auch vermutlich in vielen anderen Fällen, erhielt der Gefangene Tabletten, welche er sonst nicht an der Ausgabeklappe abholte. Auf die Frage, warum er nicht seine gewohnten Medikamente erhalte, bekam er keine konkrete Antwort. Nach dem Motto: ist halt so, leb oder stirb damit. 
 
Weil der betroffene Gefangene allerdings nicht bereit war, die Kontrolle über seinen Körper gänzlich abzugeben, verlangte er nach seinen gewohnten Medikamenten, da er die Wirkung und Nebenwirkungen des neuen Medikaments nicht kannte.
Doch weder erhielt er seine gewohnten Tabletten, noch wurde er über die neuen Medikamente aufgeklärt. Stattdessen wurde im laut und schroff klargemacht, dass er die neuen Medikamente zu akzeptieren habe.
 
Daraufhin nahm der Gefangene die neuen Mediakemente, jedoch nicht gänzlich ohne Protest. Schimpfend, was für eine Sauerei das wäre, verließ er die Drogendealerei. 
 
Medikamente werden willkürlich ausgewählt und damit die Gesundheit der Gefangenen bewusst gefährdet. Dass Gefangene diesen Zustand zu akzeptieren und bloß nicht zu hinterfragen haben, zeigt sich schon allein in der Art und Weise, wie Justizknechte reagieren, wenn Fragen bezüglich neuer Medikamente gestellt werden.  Es zeigt sich aber auch nochmal mehr mit dem Umstand, dass der betroffene Gefangene nach seinem minimalen Protest (Erinnerung: er nahm die neuen Medikamente an!), eine Disziplinarstrafe in Form von drei Wochen Fernseherentzug, drei Wochen Freizeitsperre und eine Strafanzeige wegen angeblicher Beleidigung erhielt. 
 
Menschen im Knast sollen demnach schlucken, was ihnen vorgesetzt wird. Wenn sie diesen Umstand nicht hinnehmen wollen und sich auf kleinste Weise erlauben, ihre Meinung dazu zu äußern, kommen die Justizknechte gleich mit Strafen und Strafanzeigen um die Ecke. In der JVA Tegel hat das laut Gefangenen „mittlerweile Methode“. 
 
Ebenfalls methodisch scheint auch die Abweisung von Besuch zu sein.  Ein Gefangener hatte vergangene Woche an verschiedenen Tagen mehrere Besuche angemeldet. Alle wurden direkt am Tor vor der JVA abgewiesen – angeblich wären die Besucher*innen zu spät gewesen.
Dabei handelt es sich nicht um einen Einzellfall. Mehrere Angehörige von Gefangenen der JVA Tegel wurden zum Beispiel am Montag, den 09.12.19, direkt am Knasttor mit ruppigem Ton und Verhalten seitens der Justizknechte abgewiesen. In einer Situation kam es dabei zu einem lautstarken Streit zwischen den Knechten und den Besucher*innen, bei welcher eine Torhüterin nicht davor scheute, den betroffenen Besucher*innen zu drohen, sie würden „hier nie wieder reinkommen!“.
 
Und auch die massive Form von Repression gegen meinungsäußernde Gefangenen ist kein Einzelfall. Eingesperrte sollen täglich zum Schweigen gebracht und kleinster Widerstand gegen den Knast gebrochen werden. Dabei wird mit ihrer psychischen und physischen Gesundheit gespielt, der Körper eines Gefangenen ist dem Knast völlig ausgeliefert und den Justizknechten offensichtlich auch absolut egal, was mit ihm passiert.
 
Dass sich in diesem Kontext vemehrt  Gefangene das Leben nehmen, liegt unter anderem auch an diesen Zuständen. Knast macht die dort einsitzenden Menschen durch die vielen verschiedenen Unterdrückungsmethoden – sei es absoluter Zwang zur Anpassung und damit Repression bei kleinstem Widerstand oder der totalen Isolation durch die Abweisung des Besuchs-  kaputt. Dass Menschen unter anderem damit die Willenskraft genommen wird, weiterzumachen, weiterzuleben, liegt auf der Hand. Dementsprechend gibt es auch keine selbstbestimmte Entscheidung zum sterben. 
 
Erniedrigungen, Unterdrückung, Isolation und Ermordungen durch Knast können nur beendet werden, wenn Knäste abgeschafft werden.
Wenn ihr auch von Gefangenen wisst, die vom Knastsystem regelrecht kaputt gemacht werden, schreibt uns! Meldet euch ebenfalls gerne, wenn ihr Angehörige von Gefangenen seit.
Wir können uns diesem System nur entgegensetzen, wenn wir uns zusammenschließen, damit die Isolation brechen, uns gegenseitig stärken und gemeinsam gegen Knäste vorgehen.